Gerda Schmidt-Panknin
Text Ausstellungen Biografie
Gerda Schmidt-Panknin, Kolja/Nowgorod - Öl auf Leinwand, 1971
Kolja/Nowgorod, 1971
Bilder als Kosmos seelischer Befindlichkeit

Anmerkungen zum Werk Gerda Schmidt-Panknins

In einer Zeit, die das Abstrakte als neue, universell verständliche bildnerische Sprache auf ihre Fahnen geschrieben hat, konzentriert sich die Malerin Gerda Schmidt-Panknin auf das an sich traditionelle Figurenbild wie auf das Thema der Landschaft. Gleichwohl offeriert diese Beschränkung nichts Zwanghaftes. Zu frisch und unverbraucht sind Gerda Schmidt-Panknins Bilder. Sie erwecken so gar nicht den Eindruck des Wohlkalkulierten, Berechnenden oder gar des Aufgesetzten. Eine Position, die zuvorderst aus dem unmittelbaren Erleben einer fremden Welt resultiert.

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Gerda Schmidt-Panknins Bilder besitzen nichts Erzählerisches, sondern zielen in ihrer Anlage auf das mit Farbe bedeckte ganze Bildfeld. Die baumlos karge Landschaft des Nordens erscheint gegenüber dem Menschen in vollkommener Unberührtheit. Mehr noch: Unverhohlen erweist sie sich als ein auratisch anmutender Ort seelischer Befindlichkeit: wild, unbehaust, in den Dimensionen entgrenzt und von einer rätselhaften Undurchdringlichkeit, die im Betrachter letztendlich die Vorstellung existentieller Geworfenheit erzeugt. Die Farbe selbst weist in Gerda Schmidt-Panknins Bildern einen eher statischen Charakter auf. Sie erscheint transparent und in Schichten gesetzt, wodurch eine überraschende, oft erst auf den zweiten Blick wahrnehmbare Differenzierung entsteht.

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Über den Landschaften, mehr noch über den Figurenbildern Gerda Schmidt-Panknins liegt ein melancholisch anmutender, retardierender Zug. Die Köpfe der Inuits beispielsweise strahlen keine Emotionen aus. Statt dessen bestehen sie, wie im Übrigen die Landschaften, auf der Vorstellung vollkommener Zeitlosigkeit. Einmal mehr werden die Gesichter dieser Menschen in typisierend-schemenhafter Vereinfachung wiedergegeben. Köpfe und Figuren bestehen auf formaler Geschlossenheit. Dabei haftet ihnen ein würdevoller, statischer Ausdruck an, der deutlich sichtbar ein fremdes Beziehungsgeflecht reklamiert. Die Figurenbilder aus Russland und der Ukraine erwecken darüber hinaus in Haltung, Kleidung und fotografisch begründeter Montagetechnik mitunter den Eindruck einer längst vergangenen Epoche. Diese Bilder vermitteln dieVorstellung von „geronnener" Zeit.

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Gerda Schmidt-Panknins Bilder zielen letztendlich auf die Dimension des Seelischen, das intellektuell nicht zu fassen oder gar zu beschreiben ist. Die Erfahrung realer Landschaften wie diejenige fremder Kulturen in den Figurenbildern erscheinen als romantischer Spiegel einer in uns nachklingenden, oftmals wohl auch schmerzlich vermissten, mystisch erfahrenen Wirklichkeit, deren Kehrseite die Erfahrung eigener Individualität ist.

Dr. Uwe Haupenthal (*)

Ausstellungen
1960
Künstlerclub „Die Insel", Hamburg

1961
Städtisches Museum, Flensburg

1962
Stegi Kalon Technon, auf Einladung des griechischen Kultusministeriums, Athen, Städtisches Museum, Göttingen

1965
Stegi Kalon Technon, auf Einladung des griechischen Kultusministeriums, Athen

1967
Kabinett Kunst und Handwerk,Lindau/Bodensee

1969
Städtisches Gustav-Lübcke-Museum, Hamm, Museum Apenrade, Apenrade Deutsches Kulturinstitut, Kopenhagen

1970
Verschiedene finnische Museen und Institute, Deutsches Institut, Helsinki

1971
Galerie „Die Insel", Karlsruhe

1972
Otto-Pankok-Museum, Hünxe

1974
Nordfriesisches Museum Ludwig-Nissen-Haus, Husum, Museum Apenrade, Apenrade
Städtisches Museum, Flensburg

1978
Galerie Kley, Hamm

1982
Städtisches Museum, Flensburg, Deutsches Kulturinstitut, Kopenhagen

1983
Senderjylands Kunstmuseum, Tondern, Deutsche Schule, Washington

1984 Nationalmuseum, Reykjavik

1984/85 Textilmuseum, Neumünster

1985
Kunstsalen, Fredericia, Kunstsäle der Kongresshalle, Gießen

1986
Art Gallery Gloria, Nicosia, Cypern, Atatürk Center, Nicosia, Cypern

1987/88
Evangelische Akademie, Bad Segeberg

1989
Galerie des Staatstheaters, Darmstadt

1990
Art Forum, Kappeln/Schlei

1991
Kunstmuseum, Murmansk, UdSSR

1993
Ontario Goethe Society, Toronto, Kanada

1998
Kunstcentrum „TweeWezen", Einladungsausstellung Enkhuizen, Holland

2000 - 2002
Retrospektive in vier Museen Schleswig-Holsteins

2003
Galerie der BASF Schwarzheide

Ausstellungbeteiligungen:
u
.a. München (Städtische Galerie und Lenbachhaus, DG-Jahresschauen), Bremen (Böttcherstraße), Berlin (Kunstamt Reinickendorf), Paris (Musee d'Art Moderne)

Biografie
1920
Geburt als Tochter des Lehrers Otto Schmidt in der Schule des kleinen Dorfes Lüchow, Hzgt. Lauenburg, Schleswig-Holstein

1935
Umzug nach Kappeln/Schlei

1938
Abitur am Gymnasium Kappeln; Pflichtjahr und Arbeitsdienst

1939
Studium an der „Nordischen Kunsthochschule" in Bremen bei Prof. Wilhelm Tegtmeier und Prof. Emil Waldmann

1946
"
Baukreis" St. Peter-Ording/Eiderstedt; Mitglied im Berufsverband Bildender Künstler (BBK)Hamburg; später, bis in die fünfziger Jahre, auch Mitgliedschaft im BBK Schleswig-Holstein

1946- 1952
Freiberufliche Tätigkeit

1952-1977
Kunsterzieherin am Gymnasium Kappeln; Aufbau des Kunstunterrichts nach eigenen künstlerischen Vorstellungen

1958-1967
Reisen zu den griechischen Inseln; danach vorwiegend Reisen in die UdSSR und nach Skandinavien

1993
Reise nach Neufundland und zu den Baffin-lnseln

Gerda Schmidt-Panknin lebt und arbeitet in Kappeln/Schlei.

Werke der Künstlerin befinden sich in öffentlichen und privatenSammlungen.

(*) Die Textauszüge sind mit der freundlichen Genehmigung des Autors dem Katalog zur Ausstellung der Galerie der BASF Schwarzheide über Gerda Schmidt-Panknin entnommen. (Schwarzheide 2003)

Foto "Kolja" und Redaktion dieser Infoseite: Nicolaus Schmidt (Berlin, Dez. 2003)