Gedankensplitter zu den Papstbildern von Cornelia Schleime
In ihrer jüngsten Bildserie wagt Cornelia Schleime das schwierige Unterfangen, sich dem seit
1978 amtierenden Papst Johannes Paul II in komplexen bildnerischen Umkreisungen zu nähern.
Ein Thema, bei dem man sich zunächst verwundert fragt: Warum interessiert sich eine im athe-
istischen Bildungssystem der DDR aufgewachsene Künstlerin für das geistliche Oberhaupt der
katholischen Kirche? Zumal das Papstbildnis wie kein anderes Sujet einen konventionellen For-
mulierungskanon durch die berühmten Renaissancegemälde von Tizian und Velazquez erhalten
hat. Erst ein Maler des 20. Jahrhunderts, der Einzelgänger Francis Bacon, vermochte diesen
Bildtypus durch radikale Brechungen neu zu artikulieren, ohne dabei die durch das Motiv
gesetzten Grundstrukturen einer Persönlichkeitszeichnung aufzuheben, in deren Koordinaten
sich Menschsein und das höchste geistliche Amt der katholischen Kirche zusammenfügen. Tizi-
an gab für Velazquez die malerische Vorlage, Velazquez für Bacon.
Sieht sich Cornelia Schleime bei ihrem Zugriff auf das Thema in dieser Tradition oder geht sie
anderen Spuren nach? Wir nehmen diesen Gedanken als Ausgangspunkt unserer eigenen
Annäherung an die Bildserie.
1543 malt Tizian Papst Paul III, ein Jahrhundert später greift Velazquez mit seinem Porträt Papst
Innozenz X die von Tizian mit Bedacht gewählte Sitzpose des Dreiviertelbildnisses auf und ver-
leiht der auf Vollendung und Würde zielenden Selbstrepräsentation seines päpstlichen Auftrag-
gebers auf diese Weise ein auratisierendes Profil. Doch bei aller Eleganz des delikaten Kolorits
und Wirkungsintensität der auf Distanz angelegten Körperhaltung ist es Velazquez gelungen,
sein Papstporträt mit einer unterschwelligen Psychologisierung aufzuladen: Im Spannungsfeld
des stechenden Blicks konzentriert er jene Rigorosität von machtpolitischer Selbstbehauptung,
die das idealisierende Auftragsbildnis überdecken sollte. Auf eben diese Dämonie der bete
humaine, die das Velazquez-Bildnis nur subkutan enthalten durfte, konzentriert Francis Bacon
seine Studie nach Velazquez von 1950 und das Gemälde Papst II von 1951. An der Freudschen
Psychoanalyse sowie an surrealistischen Darstellungen gehäuteten Fleisches geschult, verlagert
Bacon das Menetekelhafte, das sich bei Velazquez in den Augen des Papstes verbirgt, auf den
Mund, der - zum Schrei explodierend - mit seiner Energie den Käfig der konventionellen Stili-
sierung durchbricht und das Bildzitat fundamental verändert. Aus der aufgerissenen >Wunde<
Mund quillt ein animalischer Impuls, der das übernommene bildnerische Psychogramm des
Papstes von der Aura des über seine Mitmenschen herausgehobenen geistlichen Vaters entblößt
und in das pure Menschsein katapultiert. Dies geschieht bei Bacon ohne jegliche Diskriminie-
rung; das Papstbildnis gehört vielmehr wie die fleischlichen Rituale seiner Kreuzigungen zu jenen
Modellgerüsten, in denen der Maler seine Analyse von der existenziellen Beschaffenheit des
Menschseins paraphrasiert.
Diese Vorgabe, die Bacon mit seiner subjektiven Anverwandlung des konventionellen Papstbil-
des leistet, mag es Cornelia Schleime um einiges erleichtert haben, sich einer Person zuzuwen-
den, deren Erhöhung über die Niederungen der bete humaine sich in der Anrede >Heiliger
Vater< sowie in der Titulierung >Stellvertreter Christi< bis heute ungebrochen fortschreibt.
Doch anders als für Bacon ist für Schleime nicht das Bildnis einer historisch gewordenen Figur
Anlaß ihrer malerischen Auseinandersetzung, sondern ihre persönliche Nahsicht auf psychische
Facetten und prägende Ereignisse in der Biografie eines Mannes, der seit nunmehr 25 Jahren als
geistliches Oberhaupt der katholischen Kirche wirkt. Während Bacon die Stilisierungsstrategie
des Renaissancegemäldes dekonstruieren mußte, um hinter der Körperpose spiritualisierter Ent-
rücktheit das emotionsgierige Fleisch eines Menschen bloßzulegen, den Machtpolitik zum Trä-
ger höchster geistlicher Würde geführt hat, richtet Cornelia Schleime unumwunden ihre Blicke
sowohl auf die Selbstdarstellung des obersten Repräsentanten der Kirche wie auch auf den
Lebensweg des in Polen geborenen Karol Wojtyla, der während der nationalsozialistischen
Okkupation geheim zum Priester geweiht wird und in dieser Zeit das Schweigen der katholi-
schen Kirche gegenüber der Judenvernichtung als fundamentalen Schock erlebt. In ihren Aqua-
rellen finden sich die Notate solch zentraler Lebenserfahrungen wie etwa der Verlust der Mutter
als neunjähriges Kind, woraus sich die intensive Hinwendung zur Muttergottesverehrung
begründen läßt. 1981 verursacht das Attentat auf dem Petersplatz, das der Papst nur knapp über-
lebt, zunehmende körperliche Gebrechlichkeit. Dennoch bereist Papst Johannes Paul II konti-
nuierlich die Kontinente; sich seiner Medienwirkung bewußt begegnet er mit gewinnender
Geste den Menschen der Dritten Welt, fährt im gläsernen Papa-Mobil, trifft sich mit dem
Mann, der auf ihn geschossen hat, um ihm seine Vergebung zu bekunden.
Aus dieser Symbiose von charismatischer Ausstrahlung und physischer Schwäche, aus dem
Amalgam erfrischender Unangepaßtheit und eiserner Traditionsverhaftung in der Lehre kontu-
riert sich das Faszinosum, das den polnischen Papst unserer Tage für die Malerin Cornelia
Schleime zum Thema einer ganzen Serie von Zeichnungen und Leinwandbildern werden läßt.
Dabei berührt sich ihre Motivation in einem wesentlichen Punkt mit der von Bacon. Auch ihre
Papstbildnisse dienen der Vergegenwärtigung von Assoziationen, Brüchen und Widersprüchen,
die Rückbezüge öffnen auf ihre eigene Person.
Die künstlerische Arbeit an der päpstlichen Profilskizze wird in dialektischer Konsequenz eige-
ne Identitätsvergewisserung im Vorgang klärenden Erinnerns an die Prägungen der Kindheit, die
in seltsamer Widersprüchlichkeit zu ihrer Schulerziehung in der DDR unter dem Vorzeichen
eines bigotten Katholizismus zuhause stand. Mit Rücksicht auf die streng katholisch lebenden
Großeltern mütterlicherseits wurde das Kind von ihren nicht kirchlich getrauten Eltern zu nach-
haltiger Glaubenspraxis mit täglichem Beten, wöchentlicher Beichte und sonntäglichem Kom-
munionempfang angehalten, obwohl die Eltern selbst derartigen Ritualen nicht nachgingen. In
der Schule durfte man nichts von dem katholischen Treiben zuhause erfahren, wie das Kind vor
der Kirchengemeinde die lässige Ausübung von Kirchgang und Gebet der Eltern verheimlichen
mußte. In einem Gespräch mit Eckhart Gillen vom 13. März 2002 begründet Cornelia Schlei-
me mit diesen verlogenen Widersprüchen, die ihr als Kind zugemutet wurden, ihren Austritt aus
der Kirche als Siebzehnjährige. Inzwischen wird ihr zunehmend bewußt, wie sehr die emotio-
nalen und ästhetischen Erfahrungen mit ritualisierter Symbolik und christlicher Ikonografie den
Resonanzboden für ihr Interesse an der öffentlichen Figur des Papstes und an den Wider-
sprüchen seines Erscheinungsbildes schufen.
Ein Gemälde aus der Serie der Papstbilder, das den Titel Der Leib des Herrn trägt, greift ebenso
wie einige Zeichnungen eine der Malerin reichlich vertraute Ritualpraxis aus der Kindheit auf,
die Auflegung der Hostie als Leib Christi auf die Zunge des Gläubigen. Hier trägt der Spender
des Sakraments, der nur im Ausschnitt sichtbar ist, ein goldverziertes, lilafarbenes Ornat, das ihn
als Bischof ausweist. In der Farbenpracht der Gewandzeichnung potenziert sich die machtvolle
Suggestion der rituellen Gestik, während der Gesichtsausdruck des kindlichen Empfängers
nichts als konzentrierte Versammlung ausdrückt, den >Leib des Herrn< mit Ehrfurcht und der
sorgfältig einstudierten Korrektheit zu empfangen. Das von Papst Johannes Paul II unbedingt
vertretene Dogma der katholischen Kirche, den geistlichen Auftrag der Nachfolge Christi im
Empfang der Hostie als Transsubstantiation zu vollziehen, bricht sich an der Identifikation der
Malerin mit dem kommunizierenden Kind: Erinnerung an die Ängste von damals, für den Ein-
tritt des Herrn in den eigenen sündigen Leib nicht würdig zu sein und doch die Feierlichkeit des
Rituals in seiner ästhetischen Komponente zu genießen. Die malerische Brechung des aurati-
schen Geschehens in der Teilansicht hebt das ungeheure Nebeneinander eines unfaßbaren Glau-
bensinhalts und seines theatralischen Rituals ins Bewußtsein, das Erkennen des überforderten
kindlichen Verstehens fördert ein neuerliches Interesse an den noch unverarbeiteten Erfahrun-
gen der Kindheit.
>Hoc est corpus meus<, die lateinische Formel der Transsubstantiation, taucht im Werk von
Cornelia Schleime bereits 1997 als Titel eines Gemäldes aus der Serie der Nonnengesichter auf.
Anders als auf dem Bild der Papstserie stehen dort die Worte des eucharistischen Hochgebets,
die der Priester beim Nachvollzug des Abendmahls spricht, in provokanter Spannung zum Bild-
sujet. Ihrer spirituellen Aufladung beraubt und in Reduktion auf ihre pure Wörtlichkeit benutzt,
öffnen sie einen hoch ironischen Sinnzusammenhang im Hinblick auf das Motiv des Bildes: Im
Profil ist unter ornamental gemustertem Schleier das Gesicht einer jungen Nonne zu sehen; aus
dem Bild in eine diffuse Ferne blickend, unverbindlich in seiner emotionalen Befindlichkeit,
umspielt der Anflug einer lasziven Sehnsucht das Lächeln, subtile Provokation angesichts des
Schleiers, in dem sich das Keuschheitsgelübde einer >Braut Christi< symbolisch widerspiegelt.
Solche ironischen Untertöne, hinter denen sich die Spannungen der menschlichen Existenz zwi-
schen Geist und Fleisch verbergen, fehlen weitgehend auf den Gemälden der Papstserie, ledig-
lich ein Hauch von Humor überzieht die Bilder, die den Papst in freundlich-naiver Begeg-
nungsgebärde mit den Kindern aus aller Welt porträtieren. Dabei läßt Schleime bewußt in der
Schwebe, wie weit diese gewinnende Naivität sorgfältig kalkulierte Selbstinszenierung ist.
In einigen bozettohaften Aquarellblättern steigert die Malerin die ironischen Brechungen gar bis
in die parodistische Pointierung. Das gilt allerdings ausnahmslos nur für jene Bildkommentare,
die sich auf die Moralrabulistik und die Prunkauftritte des Kurienpersonals beziehen. Doch in
keinem Bild, das den Papst direkt porträtiert, drängt sich massive Ironie auf, irritierende Bre-
chungen verursachen vielmehr außergewöhnliche Teilsichten, die wie eine Röntgendurchleuch-
tung unter die Hautoberfläche vordringen. Das ist umso erstaunlicher, da Schleime die Vorlagen
für diese Gemälde offensichtlich den Medien entnommen hat. Doch ihre malerische Anver-
wandlung transformiert die glatte Medienästhetik, verschärft Partien des Kopfes, des Gesichtes,
der Hände durch Teilansichten oder ungewöhnliche Zentrierungen. Jedes ihrer Bilder ist weit
entfernt von jener festgeschriebenen, auratisierenden Pose, mit der Tizian, Velazquez und auch
Bacon ihre Papstbildnisse bedachten. Aus kontrastierenden Farbsetzungen bilden sich Schlag-
schatten, die Helligkeit und Dunkel in ein beunruhigendes Nebeneinander bringen. Zugleich
rückt die Malerin ihrem Gegenüber mit dem Sog eines aus vibrierenden Farbimpulsen ent-
wickelten Zooms buchstäblich auf den Leib und gräbt sich zunehmend in die Altersspuren ein.
Die langen Jahre der von körperlichen Gebrechen überschatteten Pflichtausübung haben das
gewinnende Lächeln getilgt - das Amt, das geistigen Idealismus fordert und doch nach macht-
politischem Pragmatismus verlangt, spiegelt diesen Widerspruch auf der fleckigen Patina der
Haut.
Die pastose Sprödigkeit der Farben konterkariert den Glamour von Würde und Macht im Sin-
ne der Kreuzigungen Bacons und entwickelt aus dem Stigma der Unzulänglichkeiten eine eigene
verführerische Ästhetik, die mit ihren Irritationen Nachdenken provoziert. In ihr Porträt des
Papstes Johannes Paul II hat Cornelia Schleime die Widersprüche der Institution Kirche, wie sie
diese in ihrer Kindheit erlebte, ebenso projiziert wie ihre heutigen Reaktionen auf die unzeit-
gemäß gewordenen Inhalte der christlichen Morallehre, die angesichts des rigorosen Egoismus
unserer Gesellschaft unbeirrt neue Sinnebenen provozieren. Hat nicht die Legalisierung der
Abtreibung, gegen die sich dieser alte Papst wider den common sense so fundamentalistisch
wehrt, den Normierungen der menschlichen Individualität die Wege bereitet, je mehr sie von
der Gentechnologie mit wachsendem Nachdruck beschnitten wird?
Mit Blick auf die geistige Dimension der >Nachfolge Christi< hat die Porträtserie des Papstes
ihren Kulminationspunkt in dem Gemälde Vergebung. Papst Johannes Paul II sucht die Begeg-
nung mit dem Attentäter, der ihn 1981 so stark mit einer Schußwaffe verletzte, daß er nur um
umspielt der Anflug einer lasziven Sehnsucht das Lächeln, subtile Provokation angesichts des
Schleiers, in dem sich das Keuschheitsgelübde einer >Braut Christi< symbolisch widerspiegelt.
Solche ironischen Untertöne, hinter denen sich die Spannungen der menschlichen Existenz zwi-
schen Geist und Fleisch verbergen, fehlen weitgehend auf den Gemälden der Papstserie, ledig-
lich ein Hauch von Humor überzieht die Bilder, die den Papst in freundlich-naiver Begeg-
nungsgebärde mit den Kindern aus aller Welt porträtieren. Dabei läßt Schleime bewußt in der
Schwebe, wie weit diese gewinnende Naivität sorgfältig kalkulierte Selbstinszenierung ist.
In einigen bozettohaften Aquarellblättern steigert die Malerin die ironischen Brechungen gar bis
in die parodistische Pointierung. Das gilt allerdings ausnahmslos nur für jene Bildkommentare,
die sich auf die Moralrabulistik und die Prunkauftritte des Kurienpersonals beziehen. Doch in
keinem Bild, das den Papst direkt porträtiert, drängt sich massive Ironie auf, irritierende Bre-
chungen verursachen vielmehr außergewöhnliche Teilsichten, die wie eine Röntgendurchleuch-
tung unter die Hautoberfläche vordringen. Das ist umso erstaunlicher, da Schleime die Vorlagen
für diese Gemälde offensichtlich den Medien entnommen hat. Doch ihre malerische Anver-
wandlung transformiert die glatte Medienästhetik, verschärft Partien des Kopfes, des Gesichtes,
der Hände durch Teilansichten oder ungewöhnliche Zentrierungen. Jedes ihrer Bilder ist weit
entfernt von jener festgeschriebenen, auratisierenden Pose, mit der Tizian, Velazquez und auch
Bacon ihre Papstbildnisse bedachten. Aus kontrastierenden Farbsetzungen bilden sich Schlag-
schatten, die Helligkeit und Dunkel in ein beunruhigendes Nebeneinander bringen. Zugleich
rückt die Malerin ihrem Gegenüber mit dem Sog eines aus vibrierenden Farbimpulsen ent-
wickelten Zooms buchstäblich auf den Leib und gräbt sich zunehmend in die Altersspuren ein.
Die langen Jahre der von körperlichen Gebrechen überschatteten Pflichtausübung haben das
gewinnende Lächeln getilgt - das Amt, das geistigen Idealismus fordert und doch nach macht-
politischem Pragmatismus verlangt, spiegelt diesen Widerspruch auf der fleckigen Patina der
Haut.
Die pastose Sprödigkeit der Farben konterkariert den Glamour von Würde und Macht im Sin-
ne der Kreuzigungen Bacons und entwickelt aus dem Stigma der Unzulänglichkeiten eine eigene
verführerische Ästhetik, die mit ihren Irritationen Nachdenken provoziert. In ihr Porträt des
Papstes Johannes Paul II hat Cornelia Schleime die Widersprüche der Institution Kirche, wie sie
diese in ihrer Kindheit erlebte, ebenso projiziert wie ihre heutigen Reaktionen auf die unzeit-
gemäß gewordenen Inhalte der christlichen Morallehre, die angesichts des rigorosen Egoismus
unserer Gesellschaft unbeirrt neue Sinnebenen provozieren. Hat nicht die Legalisierung der
Abtreibung, gegen die sich dieser alte Papst wider den common sense so fundamentalistisch
wehrt, den Normierungen der menschlichen Individualität die Wege bereitet, je mehr sie von
der Gentechnologie mit wachsendem Nachdruck beschnitten wird?
Mit Blick auf die geistige Dimension der >Nachfolge Christi< hat die Porträtserie des Papstes
ihren Kulminationspunkt in dem Gemälde Vergebung. Papst Johannes Paul II sucht die Begeg-
nung mit dem Attentäter, der ihn 1981 so stark mit einer Schußwaffe verletzte, daß er nur um
Haaresbreite - wie er überzeugt ist: durch göttliche Fügung - dem Tode entging. Die Geste der
Vergebung unterläuft die bete humaine, nobilitiert den animalischen Schrei der Verletzungen.
Das Kreuz des Neuen Testaments setzt Zeichen der Sehnsucht gegen das Zahn-um-Zahn-Postu-
lat, das in der modernen Gesellschaft als Bündnis zwischen profanem Egoismus oder religiösem
Fanatismus mit der Gewalt blutige Blüten des Todes nährt. Eine sublime Malerei bereitet einen
Resonanzboden, auf dem sich komplexe Anachronismen zugleich verbergen und enthüllen.
Indem Cornelia Schleime die traumatisch gewordenen Szenarien ihrer katholischen Glaubens-
praxis aus ihrer Kindheit mimetisch in die Bildzeichnung des Papstes hineinblendet, gewinnt
die Serie der Papstbilder eine Eigenhandschrift von psychoanalytischer Dichte und zugleich
großer malerischer Delikatesse.
Karin Thomas |
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